Der Bestand
– warum wir neu bauen wollen:
Die alte Kieler Mietskaserne hat nach fast 130 Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. Zahlreiche Umbauten haben sie innerlich von ihrem ursprünglichen Altbaucharme befreit und die Substanz hat durch lang anhaltende Nachlässigkeit bei der Instandhaltung sehr gelitten. Eine Brandbombe hatte das dritte Obergeschoss bereits im Krieg zerstört. Die Beheizung erfolgt mit einer uralten Gastherme und der Energieverbrauch ist extrem hoch. Die Wände sind zudem nass durch aufsteigende Feuchtigkeit, was die Wärmedämmfähigkeit des Mauerwerks noch weiter herabsetzt und an vielen Stellen für Schimmel sorgt.
Ein Neubau an der gleichen Stelle bietet nun die Chance, städtisches und studentisches Wohnen neu und wirklich bedarfsgemäß auszurichten.
Zudem kann dieser Neubau sehr energiesparend mit Fernwärme beheizt werden, welche ab 2035 von den Stadtwerken klimaneutral erzeugt wird. Schon heute ist die Fernwärmegrundlast ein “Abfallprodukt” der Müllverbrennungsanlage.
Die durch den Abriss entstehenden, wiederverwertbaren Abfälle werden fachgerecht dem Wertstoffkreislauf zugeführt. Der Bauschutt wird also sortenrein recycelt oder entsorgt. Das ist bei manchen Materialien schwieriger (z.B. Stein- und Glaswolle oder asbesthaltige Baustoffe), bei manchen aber auch einfacher (Holz, Ziegel).
Alle wirklich erhaltenswerten Dinge wurden aus dem Haus entfernt und können so wieder verwendet werden.
Natürlich bedeutet ein Neubau auch, dass ersteinmal viel Energie aufgewendet werden muss. Um Materialien herzustellen – aber auch auf der Baustelle selbst. Am Ende ist es dennoch ein nachhaltiges und auch in der Gesamtbilanz energetisch vernünftiges Unterfangen, dieses Haus komplett durch einen Neubau zu ersetzen.
Auch bei den jetzt neu verwendeten Materialien achten wir besonders auf ihre Umweltverträglichkeit, ihre Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit.
Die Architektur des Neubaus und seine Materialien sind ein Ergebnis der lokalen Erfordernisse, der gesetzlichen Vorgaben sowie des Anspruchs, sich in einem ökonomisch sinnvollen Rahmen zu bewegen. Dabei wollen wir auch Materialien verwenden, die in Kiel zuhause sind – wie der rote Ziegel des Mauerwerks, welches wie bei den Nachbarhäusern traditionell im Kreuzverband erstellt wird.
Am Ende ist in diesem Fall eine pragmatische Abriss/Neubau-Lösung für alle das Beste. Denn Niemand hat etwas davon, wenn die Wohnungen am Ende unbezahlbar werden — sei es im maroden Altbau aufgrund der Energiekosten oder im luxuriösen Neubau aufgrund der Baukosten.
Statt 4 Wohnungen im Bestand entstehen nun 16 neue Wohnungen auf demselben Grundstück, die im täglichen Betrieb nur einen Bruchteil der bisher benötigten Energie verbrauchen werden – und das bei deutlich größerem Komfort (und ganz ohne Schimmel und nasse Wände).
Das macht in meinen Augen Sinn.